Das Manoir d'Ango
Die Geschichte eines einzigartigen Ortes
Eine gekonnte Stilmischung
EINE AUSSERGEWÖHLICHE ARCHITEKTURKaum hat man die Allee betreten, wird man vom Zauber des Ortes gefangen genommen. Erleben Sie italienische Renaissance mitten in der Landschaft der Normandie. Die beiden Architekturstile verbinden sich harmonisch, um eine einmalige Geschichte zu erzählen, die Geschichte von Jehan Ango.
Gegen 1530 begann Jehan Ango, ein berühmter Reeder aus Dieppe, mit dem Bau eines Herrenhauses im Hinterland von Dieppe, auf seinen Ländereien in Varengeville. Es wurde in einer harmonischen Verbindung der typischen Materialien der Gegend errichtet: rosafarbene Ziegelsteine, genannt Varengeville-Ziegel, Feuerstein (Silex) und Sandstein, die am Fuße der nahegelegenen Klippen abgebaut werden, während die Verzierungen der Öffnungen in Steine vom Seine-Ufer gehauen werden.
So entstand ein sehr schönes Beispiel von Renaissance-Architektur im normannischen Stil: Ziegelstein und Silex wurden mit mehrfarbigen Motiven verziert, das Hauptgebäude und die Nebengebäude gruppieren sich um den Hof, der einst von Gräben umgeben war. Die Anlage erinnert damit an die Konfiguration eines Clos-masure cauchois, der typischen Anlage eines Bauernhofs des Pays de Caux, der von einer mit Bäumen bepflanzten Böschung eingefriedet ist.
Ein luxuriöser Wohnsitz
KÖNIGLICHE GÄSTE
Zwischen Land und Meer gelegen, blickt das architektonische Ensemble zum Meer. So erzählt man sich, dass der Reeder von einem seiner Türme Ausschau nach seinen Schiffen vor der Küste von Dieppe halten konnte. Das gesamte Gebäude vermittelt einen Eindruck von Harmonie, vor allem aber überrascht die eindrucksvolle Schönheit des Taubenturms: seine Zwiebelkuppel zeugt von Jehan Angos Interesse für die byzantinische Kultur.
Mit Elementen der italienischen Renaissance hatte die Loggia am Südflügel als großer, zum Hof hin offener Balkon eine Prunkfunktion und diente zur Begrüßung der Gäste, wie beim Besuch von König Franz I. Weitere Teile des Manoirs sind Küchen, Wohnräume, ein Bad („étuve“) und nicht zu vergessen der Lustgarten. All das vermittelt eine Vorstellung von den Vorlieben Jehan Angos und seines Gefolges in diesem luxuriösen Wohngebäude.
Refugium für Surrealisten
Nach dem Tod des Reeders bewohnten seine Nachkommen das Manoir bis zur Französischen Revolution. Im Zuge der Revolution wurde es in Brand gesteckt, als Nationalgut verstaatlicht und dann verkauft und in einen Bauernhof umgewandelt. Viele Steine wurden für den Bau mehrerer Häuser im Dorf wiederverwendet. Zahlreiche dekorative Elemente wurden abgerissen.
1862 wurde das Manoir von Prosper Mérimée (Schriftsteller und oberster Denkmalschützer unter Louis-Philippe I.) als eines der ersten französischen Baudenkmäler unter Denkmalschutz gestellt. Danach wurde es nacheinander von mehreren Familien bewohnt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es zu einem Anziehungspunkt von Künstlern des Surrealismus: André Breton und Louis Aragon schrieben dort Bücher, Jacques Prévert, Robert Desnos und Yves Tanguy besuchten sie. Wenig später kam auch Georges Braque in seinem Bentley.
1928 ging das Manoir in das Eigentum von Herrn und Frau Hugot-Gratry über. Derzeit ist es im Besitz ihrer Nachkommen, die seit 2007 umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt haben.